Seite 56 17./18. April 2024 WERBUNG www.rundschau-medien.at HEIM – HAUS – GARTEN Tragöß-St. Katharein. Brigitte Luh erntet ganzjährig eigenes Gemüse – auf 900 Meter Seehöhe im Lamingtal, und ganz ohne Glashaus. „Unseren Speiseplan bestimmt das, was gerade reif ist“, sagt die Lamingtalerin Brigitte Luh, „und wir freuen uns einen Haxen darüber aus, wenn wir uns mit Lebensmitteln in möglichst hohem Maß selbst versorgen können.“ Dass Ehemann Martin Jäger ist, trägt gut zur Selbstversorgungsquote bei, Schlüsselfaktor ist aber die stete Verfügbarkeit von Gemüse aus eigenem Anbau – ob Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter. Das Ganze auf 900 Metern Seehöhe in einem obersteirischen Graben, und ohne ein Glashaus. „Einen Winter eingelesen“. Vor sieben Jahren haben Brigitte und Martin Luh dem Wiener Speckgürtel adieu gesagt und bewohnen seither einen Hof im Hüttengraben in St. Katharein an der Laming. „Das Garteln hat mich früher auch schon interessiert, aber so richtig intensiv ist es dann hier geworden“, sagt Brigitte Luh. „Einen Winter lang habe ich mich ins Thema eingelesen, vor allem mit Literatur von Wolfgang Palme, der die Abteilung Gemüsebau an der HBLFA für Gartenbau in Schönbrunn leitet“, erzählt Luh, „dann habe ich selber losgelegt und durfte Saison für Saison wieder etwas dazulernen.“ „Auch auf dem Balkon.“ Ganzjährige Bewirtschaftung sei im Garten, im Hochbeet und auch auf dem Balkon möglich, so Brigitte Luh. „So klein kann ein Balkon gar nicht sein, dass nicht zumindest ein bisserl etwas gehen würde“, sagt sie. Freilich komme es auch auf die richtige Wahl der angepflanzten Sorten an. „Grundsätzlich“, sagt Luh, „ist Gemüse aber viel widerstandsfähiger, als man annehmen möchte. Krautpflanzen zum Beispiel halten minus fünf Grad aus, Kohlsprossen bis zu minus zehn.“ Wobei das Gemüse im Winter nicht im eigentlichen Sinn wächst, es geht de facto in einen Ruhezustand und hält sich über lange Zeit. Bei Brigitte Luh überwintert rund die Hälfte direkt im Beet, der Rest wird allein aufgrund der großen Mengen umgesiedelt. „Ich bin in der glücklichen Lage, dass wir auf dem Hof noch einen richtigen alten Erdkeller haben, den ich fürs Wintergemüse mitnutzen kann“, sagt sie. Schnee und Workshops. Die Beete draußen sind in der kalten Jahreszeit mit herkömmlichem Gartenvlies abgedeckt, das über Drahtbögen gespannt ist. Schnee bleibt einfach drauf, er dient als Isolationsschicht. „Teilweise nehme ich das Vlies doppellagig, und ich achte natürlich darauf, dass ausreichend Bögen drunter sind, damit die Schneelast nicht direkt auf die Pflanzen drückt“, sagt Luh. „Und jedes Jahr experimentiere ich auch ein wenig, weil ich ja auch neugierig bin, was besser und was weniger gut funktioniert. Permakultur ist der Tanz mit der Natur, wobei die Natur führt.“ Ihr Wissen darüber gibt sie auch in Workshops weiter, nähere Info dazu auf www.brigitte-luh.at. „Schädling“ gibt’s kan. Zum Thema Düngen und Mulchen sagt Brigitte Luh: „Verwendet wird, was da ist.“ Brennesseln zum Beispiel, bevor sie Samen tragen, zum Mulchen auch Beinwell. Dazu Kompost – „oder besser gesagt, das, was unsere Hühner fürs Kompostieren übriggelassen haben.“ Dafür kommt deren Mist zum Einsatz, wobei Hühnermist zuerst ein Jahr abliegen muss. Umgestochen hat sie ihre Beete noch nie – die Erde oberflächlich aufzulockern reiche völlig, sagt Luh. Das Wort „Schädling“ gibt es grundsätzlich nicht in ihrem Gartenvokabular, so sagt sie beispielsweise: „Die Wühlmaus ist meine Freundin, sie hält mir den Boden locker.“ Wer mit wem. Auch im Garten komme es auf gute Nachbarschaft an, erklärt Brigitte Luh und sagt: „Paradeiser und Erdäpfel etwa vertragen sich gar nicht, ich habe sie an gegenüberliegenden Enden des Gartens. Knoblauch und Erdbeeren hingegen mögen einander gerne. Die Erdbeeren schmecken intensiver und sind zudem vor Pilzen und Bakterien geschützt.“ Als Faustregel könne man notieren: Was auf dem Teller zueinander passt, das passt in der Regel auch im Beet, Gurken und Dill beispielsweise. Hochbeet. Vieles in Brigitte Luhs Garten wächst zu ebener Erde, in den vergangenen Jahren ist sie aber auch Hochbeet-Fan geworden. „Es ist einfach kommod, weil man sich das Bücken erspart“, sagt sie, „außerdem hält ein richtig befülltes Hochbeet sieben Jahre.“ Allerdings, so Luh, würden gerade beim Hochbeetbefüllen häufig Fehler gemacht.„Da kommt es zum Beispiel wirklich sehr genau darauf an, welche Holzarten man für den Aufbau der unteren Lagen verwendet.“ Zitiert „Freilich kommt es auch auf die Wahl der richtigen Sorten an.“ Brigitte Luh „Tanz mit der Natur, und die Natur führt“ Brigitte Luh an einem der Hochbeete in ihrem Garten daheim im Lamingtal. Das Salathäuptl im Vordergrund hat genau an dieser Stelle überwintert. Foto: KD
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