Seite 38 15./16. Mai 2024 DAS KANN HOLZ www.rundschau-medien.at „Gut gemeint, sehr schlecht gemacht“ Steiermark. Landwirtschafts- kammer und Waldverband fordern eine grundlegende Überarbeitung der EUEntwaldungsverordnung. Um einen drohenden Auswuchs an Bürokratie zu verhindern, fordert der Waldverband Steiermark gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer (LK) eine grundlegende Überarbeitung der Entwaldungsverordnung der EU, die mit Ende des heurigen Jahres in Kraft treten soll. Eine entsprechende Petition liegt bereits zur Unterschrift auf. Die Verordnung betrifft die gesamt Wertschöpfungskette im Bereich Forst und Holz von der Forstwirtschaft über die Sägebetriebe bis zur Papierindustrie. Überzogene Regeln. „Gut gemeint, aber sehr schlecht gemacht“, sagt LK-Präsident Franz Titschenbacher. „Was ursprünglich darauf abzielte, die globale Entwaldung zu stoppen, ist wegen der vollkommen überzogenen und praxisfremden Regeln nicht umsetzbar. Der bürokratische Aufwand ist unverhältnismäßig und bringt keinen Mehrwert. Waldumwandlungen in Österreich unterliegen strengen behördlichen Genehmigungsverfahren, und jede Nutzung ist mit der strengen Pflicht zur Wiederbewaldung verbunden. Damit entsprechen wir ohnedies dem Ziel der EU-Entwaldungsverordnung.“ Schlag ins Gesicht. Waldverbandsobmann Paul Lang ergänzt: „Die vorliegende Verordnung ist ein Schlag in das Gesicht der heimischen Waldbesitzer, Almbauern und Tierhalter. Jeder Holzstamm, der verkauft wird, muss mit einer Nummer versehen werden, um zu beweisen, dass dieses Holz aus keiner Entwaldung ohne Wiederaufforstung kommt. Man wirft uns mit illegalen Regenwald-Abholzungen in einen Topf, obwohl wir eines der strengsten Forstgesetze der Welt haben und die Waldfläche in Österreich ohnehin jährlich zunimmt.“ Gemeinsame Forderung. Gemeinsam fordern Titschenbacher und Lang eine rasche und grundlegende Überarbeitung der Verordnung sowie eine ausreichende Fristerstreckung bei der Umsetzung. Unterstützung erhalten die beiden auch von Landesrätin Simone Schmiedtbauer. „Österreich hat eines der modernsten Forstgesetze der Welt, und unsere steirischen ForstwirtInnen haben die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder perfektioniert“, sagt sie. „Ich appelliere an EUKommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, mutig zu sein und einen europäischen Bürokratieabbau auch in der Forstwirtschaft zuzulassen.“ Auch Landesrätin Simone Schmiedtbauer und LK-Präsident Franz Titschenbacher (im Hintergrund) halten die Verordnung für praxisfremd. Fotos: Danner Paul Lang, Obmann von proHolz und Waldverband Steiermark: „Die Verordnung ist ein Schlag ins Gesicht der heimischen Waldbesitzer, Almbauern und Tierhalter.“ Fußballfelder wachsen durch die nachhaltige Waldbewirtschaftung in der Steiermark nach, und das Jahr für Jahr. ... Tonne CO2 ist in jedem Kubikmeter verarbeitetem Holz gespeichert. Produkte aus Holz sind somit quasi ein „zweiter Wald“ und ein Trumpf für den Klimaschutz. ... Kräftige Zahlen Exakte Daten für die Waldzukunft Steiermark. Gemeinsam mit der Boku Wien, Joanneum Research, ZAMG und weiteren Partnern hat das Land Steiermark die „dynamische Waldtypisierung“ umgesetzt, die via www.waldbauberater.at abgerufen werden kann. Mehr als 100 Wissenschafter arbeiteten knapp vier Jahre lang an diesem Vorhaben, das eine umfassende Standortkartierung des heimischen Waldes beinhaltet und diese Daten mit Klimawandel-Szenarien für die nächsten 40 bis 80 Jahre verknüpft – und das heruntergebrochen auf einen Raster von gerade einmal 30 mal 30 Meter. Vom Baum bis zum Möbelstück Bruck. Gemeinsam mit der Volksschule Oberaich führte die Forstschule Bruck das Projekt „Vom Baum zum Möbelstück“ durch. Ziel war es, den Kindern einen ganzheitlichen Einblick in den Prozess der Holzgewinnung und -verarbeitung zu geben. Zu diesem Zweck wurde eine Lärche gefällt und anschließend in die Pernegger Säge „Traditionsholz“ transportiert, wo daraus im Beisein der Kinder Kanthölzer hergestellt wurden. Zum Abschluss wurden aus dem Rohmaterial im Hof der Volksschule ein Tisch und eine Bank zusammengebaut. Die Kinder der Volksschule Oberaich durften die Entstehung ihrer neuen Möbel vom Anfang bis zum Schluss hautnah mitverfolgen. Foto: KK
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