Obersteirische Rundschau, 18./19. Dezember 2024, Ausgabe Mürztal-Waldheimat

Seite 28 18./19. Dezember 2024 www.rundschau-medien.at WINTERSPASS „Am Anfang war Sicherheit Mürzzuschlag. Der Mürzer Wintersportmuseumsleiter Hannes Nothnagl und -mitarbeiterin Barbara Habermann über die Entwicklung der Sicherheit im alpinen Schisport. Als in den 1890er-Jahren die Schi als Freizeitgerät entdeckt wurden, dachte wohl noch niemand an die Sicherheit auf den zwei Brettern. Der Holzkern spielt auch bei den modernen Carvern noch eine bedeutende Rolle, und ebenso wie sich die Schi in der über 130-jährigen Geschichte weiterentwickelten, kamen auch zahlreiche Erfindungen im Bereich der Sicherheit hinzu. „Die Vorläufer der Schi reichen schon Jahrhunderte zurück, damals dienten sie jedoch rein der Fortbewegung. 1893 fand schließlich in Mürzzuschlag das erste Schiwettlaufen statt und der Sport, wie wir ihn heute kennen, nahm seinen Anfang“, sagt der Leiter des Mürzer Wintersportmuseums Hannes Nothnagl. „Am Beginn des Schisports stand die technische Entwicklung im Vordergrund, die Sicherheit war kein Thema“, so der Museumsleiter. Die Sicherheitsbindung. „Wenn wir von Sicherheit im Alpinschibereich sprechen, dann redet man großteils von der Bindung“, sagt Nothnagl. 1926 kam mit dem sogenannten Bildsteinstrammer die erste Art von Sicherheitsbindung auf den Markt. „Die Wirkung bestand darin, das sich bei starker Dehnung der Strammer öffnete und sich der Schi leicht vom Schuh löste“, erklärt Museumsmitarbeiterin Barbara Habermann. „Um 1960 kamen schließlich bereits erste Bindungen mit Frontalbacken und Fersenautomat, wie wir sie heute kennen, auf den Markt“, so Nothnagl. Mitte der 1970er-Jahre folgten die Schistopper, die damit die Fangriemen ersetzten. „Die Bindungen wurden bis heute zwar immer stetig verbessert, doch die Grundtechnik ist die selbe wie bereits vor 60 Jahren“, sagt der Museumsleiter. Die Schuhe. Einen Beitrag zur Sicherheit tragen auch moderne Schuhe bei, die heutzutage einen festen Halt und Stabilität bieten. „Dies war bei den alten Lederschuhen zu Beginn nicht so der Fall“, sagt Barbara Habermann. „Mitte der 1960er-Jahre kamen erste plastifizierte Schuhe mit Schnallen“, erklärt die Museumsmitarbeiterin. Doch nicht alles, was auf den Markt kam, setzte sich auch durch. Ein Beispiel sind die sogenannten Parablack-Schützbügel, die in den 1970er-Jahren auf den Schi zu finden waren. „Diese Plastikteile wurden unterhalb der Schispitze angebracht und sollten das Überkreuzen der beiden Schi verhindern. Doch diese waren nach einem kurzen Hype schnell wieder aus den Sportgeschäften verschwunden“, sagt Nothnagl. Der Helm. Ein großer und wichtiger Sicherheitsfaktor ist der Helm, der Ende der 1960erJahre erstmals auftauchte und ständig weiterentwickelt wurde. „Mit Beginn der 2000er-Jahre nahm die Akzeptenz laufend zu und heutzutage sind zum Glück nur noch wenige auf den Piste ohne Helm unterwegs“, so Habermann. Bereits seit Anbeginn dabei ist natürlich eine Schibrille, die die Sicht verbessert und somit auch zum sicheren Fahren beiträgt. Seit 2009 gilt in Österreich übrigens eine Helmpflicht für Kinder und Jugendliche bis zum 15. Lebensjahr. „Heute ist es eigentlich schon unvorstellbar ohne Helm auf die Schipiste zu gehen“, sagt Hannes Nothnagl, der auch den Faktor der körperlichen Fitness betont. Der Bildsteinstrammer: Bereits 1926 entwickelte Sepp Bildstein den ersten Vorläufer einer Sicherheitsbindung. Hinten: Der Fersenautomat mit Schistopper ist beim modernen Alpinschi nicht mehr wegzudenken. Vorne: Der Frontalbacken löst bei einem gewissen Druck aus und löst den Schi vom Schuh, um so bei einem Sturz Verletzungen zu verhindern. Die FIS-Verhaltensregeln auf der Schipiste Rücksichtnahme auf die anderen Skifahrer und Snowboarder Jeder Skifahrer und Snowboarder muss sich so verhalten, dass er keinen anderen gefährdet oder schädigt. Beherrschung der Geschwindigkeit und der Fahrweise Jeder Skifahrer und Snowboarder muss auf Sicht fahren. Er muss seine Geschwindigkeit und seine Fahrweise seinem Können und den Gelände-, Schnee- und Witterungsverhältnissen sowie der Verkehrsdichte anpassen. Wahl der Fahrspur Der von hinten kommende Skifahrer und Snowboarder muss seine Fahrspur so wählen, dass er vor ihm fahrende Skifahrer und Snowboarder nicht gefährdet. Überholen Überholt werden darf von oben oder unten, von rechts oder von links, aber immer nur mit einem Abstand, der dem überholten Skifahrer oder Snowboarder für alle seine Bewegungen genügend Raum lässt. Einfahren, Anfahren und hangaufwärts Fahren Jeder Skifahrer und Snowboarder, der in eine Abfahrt einfahren, nach einem Halt wieder anfahren oder hangaufwärts schwingen oder fahren will, muss sich nach oben und unten vergewissern, dass er dies ohne Gefahr für sich und andere tun kann. Anhalten Jeder Skifahrer und Snowboarder muss es vermeiden, sich ohne Not an engen oder unübersichtlichen Stellen einer Abfahrt aufzuhalten. Ein gestürzter Skifahrer oder Snowboarder muss eine solche Stelle so schnell wie möglich freimachen. Aufstieg und Abstieg Ein Skifahrer oder Snowboarder, der aufsteigt oder zu Fuß absteigt, muss den Rand der Abfahrt benutzen. Beachten der Zeichen Jeder Skifahrer und Snowboarder muss die Markierung und die Signalisation beachten. Hilfeleistung Bei Unfällen ist jeder Skifahrer und Snowboarder zur Hilfeleistung verpflichtet. Ausweispflicht Jeder Skifahrer und Snowboarder, ob Zeuge oder Beteiligter, ob verantwortlich oder nicht, muss im Falle eines Unfalles seine Personalien angeben. Kurzer Hype: Der Parablack-Schutzbügel wurde 1972 entwickelt und sollte das Überkreuzen der Schi verhindern. Zitiert „Am Beginn des Schisports stand die technische Entwicklung im Vordergrund, die Sicherheit war kein Thema.“ Hannes Nothnagl

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